Geschichte der Göttinger Bibelgesellschaft
1818 wurde die Göttinger Bibelgesellschaft mit dem Ziel gegründet, die Bibel in der Bevölkerung mit verbilligten oder kostenlosen Bibelausgaben zu verbreiten. Bereits im Jahre 1710 hatte sich Freiherr von Canstein dafür eingesetzt „Gottes Wort den Armen um einen geringen Preis in die Hände zu geben“. Aus seinem Engagement ging die „Cansteinsche Bibelgesellschaft“ hervor. Sie brachte bis zum Jahre 1804 rund 3 Millionen Bibeln unter das Volk.
1804 wurde in London die „British and Foreign Bible Society“ gegründet. Sie belieferte Göttingen im Jahre 1812 mit 500 Bibeln für ärmere Schulkinder, die zunächst aber nur einen kleinen Teil des Bedarfs deckten. Im Zusammenhang mit dieser Bibelverteilaktion wurde die „Göttinger Bibelgesellschaft“ am 4. Juni 1818 – dem Geburtstag König Georgs III. von England und Hannover, der die Arbeit der Bibelgesellschaften unterstütze – offiziell gegründet.
Anfänglich hatte die Göttinger Bibelgesellschaft (GB) 944 Mitglieder. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ging die Mitgliederzahl erheblich zurück. Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurde die GB hauptsächlich von Göttinger Pastoren getragen. 1981 hatte sie gerade noch zwei Mitglieder.
Weil sich zu dieser Zeit alle, die es wollten, eine Bibel leisten konnten, hatte sich der alte Gründungszweck überholt. Wegen der veränderten Situation wurde die GB im Jahre 1981 als eingetragener Verein neu gegründet. Schwerpunkt der Arbeit der „Göttinger Bibelgesellschaft e.V.“ ist es heute, angesichts der verbreiteten Bibelentfremdung den Gebrauch der Bibel zu fördern.
Einen ausgesprochen spannenden Einblick in die Entstehungsgeschichte der Göttinger Bibelgesellschaft bietet übrigens der Aufsatz von Martin Cordes "Freie christliche Aktion als Herausforderung für Kirche und Theologie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts", Göttingen 1982