ANTIKE WELTSTADT EPHESUS II: Kaiserkult, öffentliches Leben und frühchristliche Stätten

Der zweite Ephesusvortrag beschäftigt sich am Anfang mit der Oberstadt und am Schluss mit der Johannesbasilika auf dem Zitadellenhügel von Ephesus: Auf dem Zitadellenhügel begann die Stadtgeschichte im Jahre 1500 v. Chr. – und hier endete sie im 14. Jahrhundert n. Chr. Zunächst sehen wir Bilder von öffentlichen Stätten und Gebäuden der antiken Oberstadt. Eindrückliche Zeugnisse des römischen Kaiserkults sind: der imposante Do­mi­ti­an­tempel (es sind noch der Kopf und der Arm einer riesigen Domitianstatue erhalten) – der Augustustempel auf der riesigen Staatsagora, deren weiter Raum zur Durchführung von offiziellen und kultischen Feierlichkeiten genutzt wurde – schließlich der Tempel für G. J. Cäsar und die Göttin Roma (= das vergöttlichte Rom). Die von Paulus gegründete und inzwischen angewachsene Christengemeinde hatte unter dem römischen Kaiserkult nachweislich schwer zu leiden (z.B. Offenbarung des Johannes 2,1–7).

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Ephesus, Reste einer Kolossalstatue von Kaiser Domitian

Am riesigen Staatsmarkt liegt das Prytaneion, eine Art Stadttempel, in dem das Heilige Feuer der Vesta brannte, das nie verlöschen durfte und das die Prytanen (die Mitglieder des obersten Magistrats) zu hüten hatten; im Prytaneion standen auch sehr gut erhaltene sowie beeindruckend schöne Statuen von Artemis, der Hauptgöttin von Ephesus. Neben dem Prytaneion befindet sich das gut restaurierte Bouleuterion (das Rathaus der Stadt), das 1400 Menschen fassen konnte; es hat wohl auch als Odeon (= Musiktheater) gedient.

Ab­schließend werden Zeugnisse der frühchristlichen Zeit besichtigt, war Ephesus doch ein Zentrum für die frühe Christenheit, in dem der Apostel Paulus, der Verfasser des Jo­han­nes­evangeliums und auch Johannes, der Verfasser der „Offenbarung des Johannes“ gewirkt haben. Es werden Bilder von der berühmten Marien- und Konzilskirche zu sehen sein, in der im Jahre 431 n. Chr. das berühmte Konzil von Ephesus stattfand. Die Kirche wurde auf der Ruine eines im Hafenbereich liegenden, 263 m langen und 25 m breiten dreischiffigen „Museions“ errichtet, das im 2. Jahrhundert n. Chr. eine Stätte der Forschung, der Künste und der Ausbildung von Ärzten war. Gut erhalten sind die Apsis, das Mittelschiff, der Eingangsbereich und eine Taufkapelle.

Auf dem Zitadellenhügel liegt die drittgrößte Kirche im oströmisch-byzantinischen Reich: die inzwischen teilrestaurierte Johanneskirche mit einem riesigen Atrium (Vorhof), mit einer dreischiffigen überkuppelten Basilika, mit einer Taufkapelle und mit einer großen Apsis hinter dem Altarraum, dessen Altar über einem Grabmal errichtet war. Kaiser Justinian ließ diese insgesamt 130 m lange und 40 m breite Emporenbasilika im 6. Jahrhundert n. Chr. in Würdigung der besonderen Bedeutung von Ephesus für die Chris­tenheit über zwei Vorgängerbauten errichten, in deren Bauplan das erwähnte Grabmal „des“ Johannes integriert war. Welcher Johannes liegt hier begraben? Der „Evangelist Johannes“, also der Verfasser des „Johannesevangeliums“, obwohl das Evangelium keinen Verfassernamen enthält? Oder der „Seher Johannes“ (Offenbarung 1,9–11), der Verfasser der Offenbarung des Johannes? Die Bilder von der Johannesbasilika vermitteln einen Eindruck von der Größe und Kraft dieses steinernen Zeugnisses christlichen Glaubens aus lange vergangenen Zeiten.