Qumran und seine Schriftrollen (1 knappe Stunde)

 Trotz zahlreicher Bücher mit allen möglichen Theorien und Aufmerksamkeit heischenden Spekulationen, die ihren Autoren reichen Gewinn einbrachten, dürfte die Interpretation der Ruinen von Qumran als einer „Klosteranlage“ der Essener in der Wüste am Toten Meer vor und zur Zeit Jesu die am besten begründete sein. Wir schauen uns die Klosterruine mit einem Wachtturm, mit einem Skriptorium (Schreibsaal der „Mönche“), mit einem Esssaal, mit Räumlichkeiten für Gespräche und mit vielen rituellen Bädern und auch einfachen Wasserzisternen an.

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Qumran, Mergelklippe mit Schriftrollenhöhle

Die Schriftrollenhöhlen vom Toten Meer liegen teilweise direkt dem Kloster gegenüber in einer Mergelklippe; die Meisten befinden sich etwas weiter entfernt in Höhlen einer heute kahlen Gebirgskette des judäischen Berglands, die sich im Hintergrund der Klosteranlage von Qumran befindet; ihr gegenüber liegt – von Qumran gut sichtbar – das Tote Meer. Die in den Höhlen gefundenen Schriftrollen vermitteln uns ein lebendiges Bild von den Überzeugungen der religiös engen jüdischen Gruppe der Essener, die zur Zeit Jesu im ganzen Volk verbreitet war, die nach dem jüdischen Historiker Josephus in Jerusalem in einem eigenen Bezirk wohnte, und die hier in Qumran ihr geistliches Zentrum hatte. In den Höhlen von Qumran wurde unter anderem eine vollständige und zugleich die älteste Schriftrolle des Propheten Jesaja gefunden (2. Jahrhundert v. Chr.), deren Text die bis dahin bekannten späteren Handschriften im Wesentlichen bestätigte. Als die Römer im 1. jüdisch-römischen Krieg (66 bis 70 n. Chr.) nicht mehr weit von Qumran entfernt waren, brachten die Essener ihre Schriftrollen in den das Kloster umgebenden Höhlen in Sicherheit; teilweise standen die Schriftrollen in verschlossenen Tonkrügen, die sie vor der Witterung schützten. Ab 1947 wurden die Schriftrollenhöhlen nach und nach entdeckt.