(JERUSALEM I A) 1000 Jahre Jerusalem: Vom kanaanäischen Zentrum
zur israelitischen Metropole unter David und Salomo (1900 bis 900 vor Chr.)

Vom vorisraelitischen kanaanäisch-jebusitischem Jerusalem sind noch gewaltige Stadtmauern (18. Jahrhundert v. Chr.), ein imposantes kanaanäisches Wasserversorgungssystem mit Gihonquelle, angrenzendem Schöpfbecken und Gihonkanal zu sehen, das von einer von 1995 ab freigelegten gewaltigen Quellbastion aus dem 18. Jahrhundert v. Chr. geschützt wurde: durch einen unterhalb der Stadtmauer verlaufenden Tunnel – wir werden ihn durchqueren – hatten die Einwohner von Jerusalem Zugang zum Wasser der außerhalb der Stadtmauer liegenden, doch wehrhaft geschützten Gihonquelle. Aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. stammen Tontafelbriefe, in der der unter ägyptischer Oberhoheit stehende Stadtkönig von Jerusalem – er war von feindlichen Königen anderer kanaanäischer Stadtstaaten bedroht – Pharao Echnaton bat, ihm mit Truppen zu Hilfe zu kommen.

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Jerusalem, Teil der Stadtmauer Salomons

Das alte Jerusalem hatte den Charakter einer großflächigen wehrhaften Burg mit teilweise freigelegten imposanten Stadtmauern und steilen Abhängen, die heute nicht mehr zu sehen sind, weil der Schutt der Geschichte von über 2500 Jahren die Jerusalem umgebenden Täler um 12 Meter und mehr aufgefüllt hat bis dahin, dass das westlich von der Davidstadt gelegene Tal fast gar nicht mehr zu erkennen ist. Zur Zeit der Eroberung Jerusalems – der „Burg Zion“ – durch König Davids Söldnertruppe hatten Jebusiter, die sich mit den Kanaanäern vermischt hatten, in der Stadt das Sagen (2. Samuelbuch 5,6–9). An das von Kö­nig David eroberte Jerusalem – die „Stadt Davids“ – erinnert besonders ein erst kürzlich ausgegrabener, zu Davids Zeiten angelegter und mit großen Steinen errichter „Große-Steine-Bau“, der der in 2. Samuelbuch 5,11 erwähnte Palast sein könnte, den König David mit phönizischen Bauleuten und Materialien errichten ließ.

König Salomo erweiterte das davidische Jerusalem im Norden um einen Tempel- und Palastbereich. Der größte Teil der Palastbauten liegt heute unter dem von Herodes erhöhten und erweiterten Tempelareal, das unter moslemischer Verwaltung steht, die keine archäologischen Grabungen erlaubt. Südlich vom herodianischen Tempelplateau befindet sich der von Salomo (1. Königsbuch 3,1) mit Mauern umgebene Bereich des Ofel, sozusagen das Verbindungsstück mit Palast- und Verwaltungsbauten zwischen dem Tempelberg und der Davidstadt. Schon vor Jahren fand man in diesem Bereich eine Stadttoranlage mit angrenzendem königlichen Lagerhaus, doch erst im Jahre 2009 wurde ein 37 m langes, gerades Stück der salomonischen Ofelmauer entdeckt, das der Bildervortrag am Ende zeigen wird. An der Freilegung des weiteren Verlaufs dieser Mauer wird gearbeitet.