Beth Shean: Stadt mit zwei Gesichtern

Beth Shean war jahrhundertelang ein ägyptischer Vorposten im von den Ägyptern beherrschten Lande Kanaan; der Ort lag bereits zu Beginn der Stadtgeschichte im 5. Jahrtausend v. Chr. auf einem 40 m hohen Berg, der im Laufe der Jahrhunderte wegen ständiger Zerstörungen und Neuerrichtungen der darauf befindlichen Stadt zu einem 55 m hohen Stadtberg (Tell) anwuchs. Im Jahre 1468 v. Chr. eroberte Pharao Thutmoses III. Beth Shean und baute den Stadthügel zu einer ägyptischen Garnison und Festungsstadt aus, die etwa 400 Jahre Bestand hatte. Auf dem Tell kann man eine teilrestaurierte ägyptische Statthalterresidenz mit ägyptischen Statuen, Reliefs und Inschriften besichtigen und ferner alte Tempelanlagen. Bei einem Kampf zwischen Israel und den Philistern am Gilboagebirge fanden König Saul und drei seiner Söhne den Tod. Da hängten die siegreichen Philister deren geköpfte Leichname an der Stadtmauer von Beth Shean auf, wo sie in einer nächtlichen Aktion von wagemutigen Israeliten aus dem Stamme Gilead abgenommen und bestattet wurden (1. Samuelbuch 31).

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Beth Shean, Blick vom Tell Beth Shean auf die hellenistische Stadt

Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde in der Ebene am Fuße des Tells von Beth Shean die hellenistische Stadt Skythopolis gegründet. Diese später römische und noch viel später byzantinische (= oströmische) Stadt ist inzwischen sehr gut restauriert und ein hervorragendes Beispiel für eine nichtjüdische, hellenistisch-römische Stadt auf israelitischem Boden zur Zeit Jesu. Skythopolis war Teil eines Zehnstädtebundes, der sog. „Dekapolis“. Zu besichtigen sind u.a. ein großes Theater, prachtvolle Säulenstraßen, großzügige Thermenanlagen, ein imposanter Dionysostempel, ein eindrucksvolles Nymphäum (= eine Pracht­brunnenanlage), ein riesiges Marktareal und ein Amphitheater für Gladiatorenkämpfe und Tierhatzen, das aus einem Hippodrom für Wagenrennen hervorgegangen ist. Ein weithin sichtbarer Zeustempel auf dem hohen Stadthügel von Beth Shean überragte die Stadt und prägte das hellenistisch-römische Stadtbild.